Inhalt

Physische Beschaffenheit

Beschreibstoff

Perg. (Deckblätter: Papier).

Wasserzeichen

  • f. IVV (Vorsatz; f. III dazugehörig): Horn, sehr ähnlich Briquet 7683 (nur etwas kleiner) (Genua, Florenz, Narbonne, Savoie 1415-1425).
  • ff. I, II (Deckblätter am Ende; ff. 239,240 dazugehörig: Binio): Zwei gekreuzte Schlüssel, ähnlich Briquet 3837 (Holland, Italien 1375-1400; später Köln 1434, Perpignan 1437).

Format

320 × 230-240 mm

Folienzahl

ff. V 238 VI (=239, 240, I–IV).

Lagen

10 × 12(120), 1 × 10(130), 9 × 12(238)

Griechische Kustoden

Regelmäßig auf letztem Verso unten Mitte zwischen den mittleren zwei Liniierungssenkrechten in griechischen Buchstaben α-ιθ (f. 226V) (Typ: *) mit rotbrauner Tinte wohl von der Hand des Kopisten

Anzahl der Linien

Lin. meist 52 (auch 48-51), Kol. 2

Liniierung

Lake II, 4b, jedoch sind die Zeilen auch rechts bis zum Blattrand durchgezogen; die Einstichlöcher am Außenrand deutlich sichtbar, ab f. 209 oft sogar je 2 Einstiche waagrecht oder schräg nebeneinanderliegend.

Das Liniierungsverfahren lässt kein festes Schema erkennen: meist wurden 2 aufeinanderfolgende Folien gleichzeitig liniiert.

Kopist

1) ff. 1142R

2) ff. 142V238V

Zur Charakterisierung des Duktus und über Schriftvarianten vgl. ##.

Ergänzungen zum Textbestand

Wenige Lemmata, Marginalien, Korrekturen (auch interlinear) von verschiedenen Händen, und zwar der Kopisten selbst (z. B. f. 192), von einem jüngeren Korrektor (14. Jh. E.?) mit schwarzer Tinte und auch von Bessarion.

f. IVV (Vorsatz) griechischer und darunter lateinischer Index nebst Exlibris von der Hand des Bessarion; f. VRV griechischer Pinax ( πίναξ ἀκριβὴς τῆς τοῦ βιβλίου) aus dem 15. Jh. 1.H. (vor 1432, vgl. unten S. 225), in dem jedes einzelne Buch mit Titel, Zahl der Blätter und Incipit aufgeführt und durchnummeriert (α–μδ) ist; mit μδ = Div.Somn. ist das Fußende des Versos erreicht, der restliche Teil des Pinax befand sich auf einem weiteren Folium, das verlorengegangen ist.

Einband

Der übliche Einband der Marciana; die beiden äußersten Deckblätter am Anfang (I, II) und Ende (III, IV) der Hs. sind wohl beim Einbinden hinzugefügt worden (Wasserzeichen: Buchstaben AS, entfernt ähnlich Heawood 3084 [Italien?, ohne Datum]).

Geschichte

Datierung

13.–14.Jh.

Provenienz

(zu Details und Belegen vgl. ##): Der Kodex ist wohl in Konstantinopel entstanden.

Spätestens 1432 befand er sich in Italien, und zwar im Besitz des Pietro Vitali (Petrus Calaber), der sich vorher in Konstantinopel aufgehalten hatte. Denn nur diese Handschrift kann es sein, die in zwei aus dem Jahre 1432 stammenden Briefen des Ambrogio Traversari an Niccolò Niccoli als Eigentum des Pietro Vitali erwähnt ist (vgl. Harlfinger 1971, 169–172).

Vitali und Bessarion, der nächste Besitzer unseres Kodex (griech. und lat. Exlibris und autographe πίνακες f. IVV, dort auch die Standortsignaturen: τ(ό)π(ος) πβ (durchgestrichen), νξ darunter 57,82 (durchgestrichen)), standen in engen Beziehungen zueinander. Der Kodex ist in der Bücherliste der Schenkungsurkunde Bessarions an die Stadt Venedig von Mai 1468 nicht aufgeführt und demnach also entweder vor April 1469, dem Datum der Überführung der Bücher von Rom nach Venedig, oder nach dem Tode des Kardinals (1472) nachträglich hinzugekommen.

Reproduktionen und Digitalisate

  • Marc. gr. 214 (vollständiges Digitalisat im Rahmen des Internet Culturale)

Bibliographie

Kod.

  • B. de Montfaucon, vgl. o. Marc. 200, I, S.469.4.B
  • A. Zanetti, vgl. o. Marc. 200, S. 115 (11. Jh.)
  • J. Morelli, vgl. o. Marc. 200, S. 127
  • Manoscritti e stampe, vgl. o. Marc. 200, Nr. 1, S. 5
  • E. Mioni, S. 102-103, 130, 21-98 passim (12. Jh. E.)

Text

  • Seit Bekker mit dem Sigel Ha bezeichnet.
  • Cael.

    • O. Longo, ed. Cael., S. XXXIX

    An.

    • A. Jannone – E. Barbotin, Aristote De l‘âme, Paris 1966, S. XXXII-XXXVIII (J. schätzt die textgeschichtliche Bedeutung dieses Kodex außerordentlich hoch ein)
    • P. Moraux, Rezension von A. Janonne – E. Barbotin, vgl. o., in: Gnomon 1968
    • P. Siwek, Le „De anima“, S. 70, 73, 80

    Parva naturalia

    • A. Förster, Sens., vgl. o. Ambr. A 174 sup., S. XIII (verwandt mit Vat. 253 und Ambr. H 50 sup.)
    • R. Mugnier, Les manuscrits, vgl.o. Ambr. A 174 sup., S. 331
    • R. Mugnier, La filiation, vgl. o. Ambr. A 174 sup. 43
    • R. Mugnier, Petits traités, vgl. o. Ambr. A 174 sup., S. 13 (zur Familie LSU gehörig)
    • P. Siwek, Parva naturalia, S. 30-31, 36-46 passim (einer der Prototypen der Familie α)

    Metaph.

    • H. Bonitz, Metaph., vgl. o. Marc. 200, S. IV
    • Father J. A. P. Byrne, Codices recentiores of Aristotle’s Metaphysics: Summary of a dissertation for the degree of Ph. D., in: Harvard Studies in Class. Philol. 64, 1959, 259-262, S. 200
    • W. Christ, Metaphysica, Leipzig 1906, S. XI

    NE

    • F. Susemihl, Die Bekkerschen Handschriften der Nikomachischen Ethik, in: Neue Jahrb. f. Phil. u. Päd. 117, 1878, 625-632, S. 625-627 (14. Jh., mit Wilamowitz, der den Kodex untersucht hat)
    • F. Susemihl, Ethica Nicomachea, Leipzig 1880, S. VII

    Rhet.

    • K. Horna, Beiträge zur Überlieferung der Aristotelischen Rhetorik, in: Wiener Studien 51, 1933, 31-56, S. 31ff. (etwa 13. Jh. M.)
    • G. Kennedy, Rezension von W.D. Ross, ed. Rhet. 1959, in: American Journal of Philol. 82, 1961, S. 203 (“has been regarded as of independent value”)

    Lin.

    • Harlfinger, Textgeschichte Lin., 1971, S. 159–173 (Bruder des Vat. gr. 253 (L) im kontaminierten γ-Zweig; vgl. Stemma S. 392).

    Kleomedes

    • H. Ziegler, ed. Cleomedes, De motu circulari caelestium, Leipzig 1891, S. IV

Quelle

  • Harlfinger, Autopsie (Dezember 1965)
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Zitierhinweis

Venedig, Biblioteca Nazionale Marciana, Marc. gr. 214, in: CAGB digital, hg. v. Commentaria in Aristotelem Graeca et Byzantina. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. URL: https://cagb-digital.de/id/cagb2753409 (aufgerufen am 19.4.2024).

Permalink

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Bearbeitungsnotizen

Marc. 214 entstand zwischen 1290 und 1300 wahrscheinlich im Kreis des Manuel Planudes, evtl. als dessen persönliches Unterrichtsexemplar (Rashed 2001, 250-253).

Marc. zeigt den Einfluss lateinischer Buchtechnik (Senionen, Zweispaltigkeit, Paragraphenzeichen). Verbindungen der Urheber des Marc. zum lateinischen Westen lassen sich auch an den Vorlagen erkennen. So wurde der Traktat Cael. in Marc. aus Vind. phil. 100 abgeschrieben, der noch um die Mitte des 13. Jh. Wilhelm von Moerbeke in Unteritalien als Vorlage für seine Übersetzungsarbeiten gedient hatte (Moraux 1965, CLXXIX). Für den Traktat Gener. Corr. ist Marc. aus dem Ambros. G 51 sup. geflossen, der seinerseits auf eine kontaminierte Abschrift des besagten Vind. phil. 100 zurückgeht.

Einer der Kopisten des Marc. ist mit dem des Ambrosianus identisch, so dass man von einer „Produktionsgemeischaft“ der Handschriften sprechen kann (Nach Probekollationen Rasheds gilt dieses Abhängigkeitsverhältnis auch für Phys., den anderen in Ambros. G 51 sup. enthaltenen Traktat).

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