Inhalt

Physische Beschaffenheit

Beschreibstoff

Pergament

Format

310 × 248 mm

Folienzahl

ff. I, 147, II'

Foliierung

Die heute maßgebliche moderne Bleistift-Zählung befindet sich unten rechts. Die älteste vorhandene Foliierung, ebenfalls unten rechts, zählt nur die Blätter des alten Bestandes nach dessen Beschädigung und stammt somit aus der Zeit vor der Supplementierung der Hs.: z. B. ff. 3 = 3, 6 = 4, 16 = 14, 23 = 15, 17 = 16 (d. h. f. 23 befand sich damals noch am richtigen Platz vor f. 16; vgl. unten), 22 = 21, 35 = 22, 97 = 84, 112 = 85, 146 = 119. Die sporadische Bandini-Zählung oben rechts stimmt mit der modernen außer ab 131 = Bandini 132 bis 147 = 148 überein. f. 23 bereits als 23 bezeichnet; Bandini im Katalog: ob male compactum Codicem.

Lagen

FHHF.

1 × 8 (8, im Falz restauriert), 1 × 8 (16), 1 × 6 (22), 1 × 1 (23), 1 × 6 (29), 1 × 6 – 1 (34, Bl. 6 fehlt ohne Textverlust), 1 × 8 – 1 (41, Bl. 1 fehlt; der Textverlust ist jedoch in der vorangehenden jüngeren Lage ausgeglichen), 7 × 8 (97), 1 × 6 (103), 3 × 8 (127), 1 × 4 (131), 1 × 1 (132), 1 × 8 (140), 1 × 8 – 1 (147).

Griechische Kustoden

1) vom Kopisten auf dem ersten Recto unten rechts: 〈α〉 (f. 1), β (f. 9), γ (f. 23), ϛ (f. 42)–ιβ (f. 90), ιδ (f. 112) bis ιϛ (f. 128) (ff. 133 und 141 sind an den betreffenden Stellen restauriert).

2) von fremder Hand auf dem letzten Verso unten Mitte (bzw. links): β (f. 16V), δ (f. 41V) bis ια (f. 97 v), ιβ (f. 119V), ιγ (f. 127V), ιδ (f. 140V) sowie ιε (f. 141).

Näheres zu den beiden Kustodenreihen, von denen die erste den Zustand vor der Mutilierung der Hs., die zweite den Zustand nach der Mutilierung, aber vor der Restaurierung erkennen läßt, vgl. unten Rubrik Ursprünglicher Zustand.

Reklamanten

Senkrechte Reklamanten vom Kopisten B auf ff. 5V, 29V, 34V, 103V, 111V.

Anzahl der Linien

Lin. durchschnittlich 29

Liniierung

Lake II, 1 f. Der Kopist des Organon-Ms. hat das Liniierungsschema des zugrunde liegenden Kodex bis auf die Zweispaltigkeit beibehalten.

Kopist

A. ff. 13V, 623V, 3597V, 112147: eine mit Sicherheit italo-griechische, vielleicht sizilische Hand, die an den Nikolaos des S. Salvatore-Klosters in Messina aus den Aristoteles-Hss. Vat. 1342 und Cant. li. 5. 44 (J. 1279) (zu diesem Schreiber vgl. D. Harlfinger, Überlieferungsgeschichte EE, S. 7) erinnert.

Vom Kopisten A stammen folgende erwähnenswerte Eintragungen: f. 1 oben in Rot: τὸ ὄργανον τῆς φιλοσοφίας, ähnlich f. 6 oben +ὄργανόν εἰμι φιλοσοφίας ὅλης. f. 147 nach dem Textschluß 5 Zwölfsilber in Rot (ed. E. Cougny, Anth. Pal. III, 1927, III, 213α [S. 326], nach Bandini aus dieser Hs.):

ὄργανόν εἰμι, μηδαμῶς μοι ψαυέτω / ἀγνὼς, ἀμαθὴς, ἀδαής τις τυγχάνων. / τεχνῶν, ἐπιστημῶν τε γνῶσις τυγχάνω / τὴν ὀργανικὴν ἅπασαν χρείαν φέρον, / ὄργανόν εἰμι φιλοσοφίας ὅλης. (= Epigramm auf das Organon [DBBE Occ. 19483; Vassis 2005, Nr. 544]

Darunter – vielleicht auch von derselben Hand – in Schwarz 8 weitere Verse (ed. Cougny, ibid. III 213β [S. 326], nach Bandini aus dieser Handschrift:

ἔγνωμεν ὄντως δημιουργίας φύσεις, / ἅσπερ σθένει τέτευχεν εἶς θεὸς μόνος, / ἄστρων πόλου τε γῆς, θαλασσης, ἀέρος, / τῶν ὑδάτων πυρός τε καὶ ζώων ὅλων, / κόσμου τε παντὸς αἰτίας, παθῶν τρόπους, / δρᾷν οὕσπερ οἶδε γῆ τ᾿ ἀὴρ σὺν αἰθέρι / ὁ πάνσοφος νοῦς, ἡ θάλασσα τῶν λόγων, / Ἀριστοτέλης τῶν διδασκάλων κλέος. [DBBE Occ. 19483; Vassis 2005, Nr. 163]).

B. ff. 4 (ab Porphyrios, CAG IV 1, S. 12, 6 χωρίζοντες) – 5V (bis S. 20, 10), 24 (ab Anal. Pr. II, 24a29 –νος κατά τινος) – 34V (bis 115, 35 a 28 πρότασις ἀεὶ), 98 (ab Top. II 2, 109b17 τὴν αὐτὴν) – 111V (bis IV 3, 123b26 γένος τούτου), sowie einige Ausbesserungen ff. 55RV, 72V, 86V, 93V, 96RV, 103, 130RV, 142: 〈Camillus Venetus〉 im Auftrag der Medici.

Titel, Zierwerk (teilweise), Initialen, einige Buchstabenrundungen in Rot.

Einband

Der übliche Einband der Medici-Bibliothek, restauriert.

Erhaltungszustand

Einige Ecken, Außenkanten und Falze mit Pergament des 16. Jh. restauriert, zum Teil mit Ausbesserungen der Schrift durch Camillus Venetus (vgl. Kopist).

Geschichte

Datierung

13. Jh. 2. H. (außer ff. 45V, 2434V, 98111V: 16. Jh.) (Palimpsest: 10. Jh.)

Unsere Hs. ist, was ihren ursprünglichen Bestand angeht, ein Palimpsest. Die untere Schrift ist – wie an einigen Resten erkennbar – in Minuskel, stammt aus dem 10. Jh., verläuft parallel zur oberen und ist doppelkolumnig angelegt. Sie enthält patristische Texte: f. 124, Kol. b erkennt man in einem Unzialtitel noch den Namen des Ioannes Chrysostomos (vgl. schon Bandini), und f. 41V lese ich den Unzialtitel: λόγος Ἀνδρέου [τοῦ μ]ακαρίου ἀρχι/επισκόπου Κρήτης Ἱεροσολ[υμίτου εἰς] τὴν πάνσεπτον κοίμησιν [τῆς …]ὑπερενδόξου καὶ πανυμνητ … (vgl. PG 97, Sp. 1045sqq.). Textreste sind am besten auf f. 132V unten zu erkennen.

Ursprünglicher Zustand

Der alte Bestand der Hs. hat früh durch Verlust von Lagen (Quaternionen) und Folien gelitten, ist jedoch im 16. Jh. vollständig supplementiert worden. Wie aus den Lagenverhältnissen und der ersten Kustodenreihe (vgl. oben) hervorgeht, waren folgende Lücken entstanden:

a) Bl. 4 und 5, das innerste Bifolium der 1. Lage, im 16. Jh. ersetzt durch das jetzige Bifolium 4–5; b) Bl. 8 der 3. Lage (das 1. Blatt der 3. Lage ist das später dislozierte f. 23 [vgl. oben Foliierung], das auch die Kustode γ trägt), die ganze 4. Lage (5) sowie das 1. Blatt der 5. Lage und mit ihm die Kustode ε; die Lücke ist durch zwei neue Lagen (ff. 2429 und 30–34) ausgefüllt worden; c) die ganze 13. Lage (ry), ersetzt durch zwei neue Lagen (ff. 98103 und 104111).

Der Restaurator benötigte mehr Folien als der vor allem bei c) sehr eng, klein und kompendiös schreibende frühere Kopist. Die zweite, vielleicht noch aus dem 14. Jh. stammende Kustodenreihe versucht, die Lagen nach dem Verlust fortlaufend durchzunumerieren; dabei sind ff. 128140 als eine einzige Lage angesehen worden.

Provenienz

Von K. K. Müller, Janos Laskaris, mit dem Eintrag Πορφυρίου π(εργαμηνόν) im Inventar der Bibliothek Lorenzos identifiziert (ob zu Recht?).

Auf dem Spiegel ein älteres Stück Pergament aufgeklebt, darauf ein lateinischer Index: Logica aristotelis/Aristotelis Organum in quo continentur, folgt eine mehrzellige genaue Aufzählung mit Angabe der Lücken im Text von Anal. Pr. und Top. II–IV. Der Index ist demnach älter als die Restaurierung durch Camillus Venetus.

f. 1 unterer Rand eine ausradierte Eintragung mit älterer Signatur: … filosafo no 172.

Reproduktionen und Digitalisate

  • Laur. 72,03 (Vollständiges Digitalisat der Biblioteca Laurenziana)

Bibliographie

Kat.

  • A. M. Bandini, III, Sp. 28–29.

Kod.

  • K. K. Müller, Janos Laskaris, S. 375.
  • D. Harlfinger, Textgeschichte Lin., S. 60 Anm. 1, 147, 410.
  • G. Cavallo, Scritture italo-greche librarie e documentarie. Note introduttive ad uno studio correlato, in Bisanzio e l’Italia. Raccolta di studi in memoria di Agostino Pertusi, Mailand 1982, S. 29–38: 35 (Datierung ins ausgehende 12. Jh. / beginnende 13. Jh. aufgrund von Schriftparallelen in süditalischen Urkunden).
  • D. Baldi, Ioannikios e il 'Corpus Aristotelicum', Revue d'histoire des textes, 6, 2011, S. 15–26: 24–25 Anm. 59 (24) (umfassende kodikologische Angaben; „databile al secolo XIII a.m.“; Kopist B = Francesco Zanetti).
  • S. Gentile – D. Speranzi, Antichi cataloghi. Gli inventari dei manoscritti greci della libreria medicea privata, in: P. Degni – P. Eleuteri – M. Maniaci (Hgg.), Greek Manuscript Cataloguing. Past, Present and Future, Turnhout 2018, S. 15–38: 31 mit Anm. 64 (Die Signatur „filosafo no. 172“ auf f. 1 entstammt der Inventarisierung ab 1492 durch Ianos Laskaris).

Text.

    Cat. / Int.

    • Th. Waitz, ed. Organon, I, 1844 (im Apparat zu Cat. und Int. benutzt, Sigel e. S. 6: „In fine alia manu litterae Ατπτ [γ forte leg. pro τ] adscriptae sunt, quas annum 1383 denotare putaverim, quo cod. scriptus sit …‟ Es handelt sich bei dieser Eintragung auf f. 147 entgegen Waitz kaum um eine Jahreszahl – eine Angabe in christlicher Ära wäre für das 14. Jh. ohnehin ungewöhnlich –, sondern um Kritzeleien oder Federproben, wobei noch nicht einmal die Buchstaben als solche gesichert sind).

Quelle

Die Erstellung der Daten in "CAGB digital" ist ein fortlaufender Prozess; Umfang und Genauigkeit wachsen mit dem Voranschreiten des Vorhabens. Ergänzungen, Korrekturen und Fehlermeldungen werden dankbar entgegengenommen. Bitte schreiben Sie an agiotis@bbaw.de.

Zitierhinweis

Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana, Laur. 72.03, in: CAGB digital, hg. v. Commentaria in Aristotelem Graeca et Byzantina. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. URL: https://cagb-digital.de/id/cagb6450859 (aufgerufen am 18.4.2024).

Permalink

https://cagb-digital.de/id/cagb6450859

Transkriptionen

f. 147 (am oberen Rand, wohl als Fünfzehnsilber intendiert)

ἁριστοτέλους ποιήσις(?) τοῦ φιλοσοφοτάτου := ὄργανον πέλον ἄριστον δεκάχορδον εὐρύθμως := σὺν τοῖς τρισὶ μέλεσι. πέντε φωνὰς ἀνάγον := τρόπους καὶ(?) τόπους δείκνυμι, λαλεῖν ἐνδοξοτάτως := τοῖς με πανσόφως κρόουσι φιλοσοφίας φίλοις := τὸ σιγᾶν τοῖς ἄφροσιν, ἐλέγχων(- ον adscripsit) αὐτοὺς(?) ψάλλω (vel ψάλλον).

Relationen

f. 147 (darunter)

ὄργανόν εἰμι, μηδαμῶς μοι ψαυέτω | ἀγνὼς, ἀμαθὴς, ἀδαής τις τυγχάνων. | τεχνῶν, ἐπιστημῶν τε γνῶσις τυγχάνω | τὴν ὀργανικὴν ἅπασαν χρείαν φέρον, | ὄργανόν εἰμι φιλοσοφίας ὅλης.

(ed. E. Cougny, Anth. Pal. III, 1927, III, 213α [S. 326])

Relationen

f. 147 (darunter)

ἔγνωμεν ὄντως δημιουργίας φύσεις, | ἅσπερ σθένει τέτευχεν εἶς θεὸς μόνος, | ἄστρων πόλου τε γῆς, θαλασσης, ἀέρος, | τῶν ὑδάτων πυρός τε καὶ ζώων ὅλων, | κόσμου τε παντὸς αἰτίας, παθῶν τρόπους, | δρᾷν οὕσπερ οἶδε γῆ τ᾿ ἀὴρ σὺν αἰθέρι | ὁ πάνσοφος νοῦς, ἡ θάλασσα τῶν λόγων, | Ἀριστοτέλης τῶν διδασκάλων κλέος.

(ed. E. Cougny, ibid. III, 213β [S. 326])

Relationen

Bearbeitungsnotizen

Die Anfang 2023 noch verfügbare Beschreibung im Rahmen von Rinascimento Virtuale (<http://palin.iccu.sbn.it/Analitica.aspx?key=0000500000&codice=FI0100>) bietet eine deutlich abweichende Lagenanalyse. ÜBERPRÜFEN!

f. 53 marg. sup. (vor dem Beginn von Anal. Pr. II) u.a. ein Theophrast-Testimonium zur Anzahl und Ordnung der Syllogismen: ἐννέα φησι ὁ Θεόφραστος εἶναι συλλογισμοὶ κτλ.

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