Über das Vorhaben CAGB

Aristoteles, der einflussreichste Philosoph der Antike, wurde nicht nur im Altertum, sondern auch im griechischen Mittelalter kontinuierlich gelesen und kommentiert. Die Dokumente dieser byzantinischen Aristotelesrezeption sind jedoch nur partiell bekannt. Durch die Editionen des Vorhabens Commentaria in Aristotelem Graeca et Byzantina (CAGB, 2012–2036) sollen Grundlagen für die Erforschung der peripatetischen Philosophie in Spätantike und Mittelalter sowie der byzantinischen Bildungsgeschichte geschaffen werden.

Aus dem byzantinischen Mittelalter werden etwa 30 Kommentare erstmals historisch-kritisch publiziert. Ein chronologischer Schwerpunkt liegt dabei auf dem 13. und 14. Jahrhundert. Die editorische Arbeit der CAGB konzentriert sich in der ersten Phase auf Texte zur Naturphilosophie und Metaphysik sowie zu den Humanwissenschaften; in einer zweiten Phase werden vorrangig Kommentare zur Logik behandelt.

Das zum Teil in Form von Diagrammen überlieferte Scholienmaterial sowie in den Handschriften verstreute Paratexte werden fortlaufend inventarisiert und selektiv im Rahmen einer digitalen Textsammlung zugänglich gemacht. Instruktive Beispiele für die historische Praxis des Kommentierens sollen anhand individueller Manuskripte und mit Hilfe von Bildspecimina dargestellt werden.

Im Rahmen einer umfassenden Handschriften-Heuristik werden auch prosopographische Daten zu byzantinischen Autoren sowie zu den Kopisten, Annotatoren, Besitzern usw. der Aristoteles-Handschriften gesammelt. Die Anknüpfung des Vorhabens an die Berliner Tradition der Aristotelischen Philologie und an die Commentaria in Aristotelem Graeca (1874–1909) der Preußischen Akademie der Wissenschaften wird durch Nachweis und Publikation einschlägiger wissenschaftshistorischen Materialien sichtbar gemacht.

Das Vorhaben CAGB ist Teil des Zentrums Grundlagenforschung Alte Welt der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.